Ich habe in den vergangenen Jahren viele besondere Biertastings im Blesius Garten organisieren dürfen. An diesem Wochenende trete ich gerne einen Schritt zurück und das aus einem sehr schönen Anlass. Im Rahmen eines Biertastings nur für Frauen überlasse ich meinen Platz gerne einer Frau, die in der immer noch männlich dominierten Bierwelt schon tiefe Spuren hinterlassen hat. Patricia Garbelini ist eine Hälfte von Totenhopfen aus Luxemburg und braut Biere, die die Craftbierszene gehörig aufmischen. Grund genug, ihr ein paar Fragen zu stellen.
Patricia, wie kamst Du zum Bierbrauen und wann war das?
Angefangen hat alles in Wien, wo ich mit meinem Partner Sergio in den Bereichen Online-Marketing/E-Commerce sowie IT-Projektmanagement gearbeitet habe. Wir waren schon immer Bierliebhaber, und in Wien hatte die Craftbier-Bewegung bereits Fahrt aufgenommen. Wir haben dann angefangen, selbst erste Biere zu brauen, was wir später in Luxemburg professionell fortgesetzt und erweitert haben.
Ihr habt ja derzeit keine eigene Brauerei. Ist es nicht anstrengend, sich als „Gypsy-Brewer“ immer wieder auf neue Gegebenheiten und neue Umgebungen einzulassen?
Gypsy Brewing, oder ‚Gastbrauen‘ in anderen Brauereien, war weniger eine Idee als eine Notwendigkeit für uns. Wir haben uns Totenhopfen Brauhaus genannt, und natürlich steckt dahinter der Plan, irgendwann eine eigene Brauerei zu eröffnen. So weit waren wir zu dem frühen Zeitpunkt aber noch nicht. Wir verstehen uns nicht nur als luxemburgische Marke, sondern auch als europäische, da wir immer auf internationalen Festivals und in der Bierszene aktiv waren, was uns viele Kontakte und Kooperationen mit Gleichgesinnten ermöglicht hat. Gypsy Brewing ist in der Szene weit verbreitet, da wir Ressourcen teilen können, die gerade nicht genutzt werden, d.h. wir unterstützen uns gegenseitig. Von daher fühlte sich das für uns ganz natürlich und sehr normal an. Wir arbeiten mit einem kleinen Stamm an befreundeten Brauereien zusammen, daher sind die Anpassungen gar nicht mehr so groß und es ist ein Vertrauensverhältnis entstanden.
Welches von euch angebotene Bier ist das erfolgreichste?
Craftbier ist ein schnelllebiges Geschäft, die Szene erwartet ständig neue Biere. Das ist anstrengend, macht aber auch enorm viel Spaß. Unter unseren Standardbieren, die wir immer im Sortiment haben, ist der Bloody Vlad bestimmt am bekanntesten, ein NEIPA gebraut mit roten Früchten. Zum Erfolg trug sicher auch der teuflische Name und das spektakuläre Design bei, das normalerweise mein Bruder macht, der in Brasilien lebt..
Gibt es einen bestimmten Biertrend im Moment?
Ich glaube, der Trend wird für uns immer ‚Drinkability‘ heißen, jedoch sehe ich schon eine Tendenz zu Bieren, die nicht zu stark sind. Auch wir machen durchaus spezielle Biere, aber für uns ist es immer wichtig, dass die Biere ausgewogen und gut trinkbar sind und Spaß machen.
Siehst Du auch einen Trend hin zu mehr Frauen in der Bierbranche?
Ich denke es tut sich was, auch wenn natürlich noch viel Luft nach oben ist. Bei unserer Zusammenarbeit mit Les Intenables aus Frankreich habe ich zum Beispiel mit der dortigen Brauerin und Inhaberin gemeinsam ein Bier kreiert und auch bei anderen befreundeten Brauereien habe ich bemerkt, dass der Anteil weiblicher Mitarbeiter gestiegen ist. Ich verstehe, dass die Situation in verschiedenen Ländern unterschiedlich sein kann und sie möglicherweise andere Erfahrungen zu diesem Thema haben. Dennoch freue ich mich, mehr Gleichberechtigung und Inklusion zu sehen und zu unterstützen.
Das Biertasting für Frauen im Blesius Garten findet am Freitag und Samstag statt (15./16. September). Der Freitag ist bereits restlos ausverkauft, für den Samstag gibt es aber noch ein paar freie Platze.
Tickets zum Preis von 69 Euro (inkl. 4-Gänge-Menü) gibt es an der Blesius Garten Rezeption sowie unter ticket-regional.de.