Weine mit Charakter: SaarRieslingSommer 2022

Weine mit Charakter: SaarRieslingSommer 2022

Lange hat es gedauert, aber endlich konnte der SaarRieslingSommer wieder in alter Form stattfinden. Die als coronabedingter Ersatz umgesetzten Tage der offenen Weingüter waren zwar sehr schön und irgendwie gemütlicher, aber eine Großveranstaltung dieser Art wird der Bedeutung des Saar-Rieslings mehr als gerecht. An 15 Stationen präsentierten sich fast 50 Weingüter; neben der Spitzenklasse der Saar auch zahlreiche Gastwinzer. Leider konnte ich berufsbedingt nur am Sonntag teilnehmen, es erforderte also eine gewisse Strategie, um aus den sechs Stunden das Maximum herauszuholen, ohne den Genuss zu vernachlässigen. Wir beschlossen „nur“ sechs Stationen im nördlichen Teil zu besuchen und starteten beim Weingut von Hövel in Oberemmel. Die einzelnen Stationen sind mit Shuttlebussen verbunden, was absolut reibungslos funktionierte.


Das Weingut von Hövel wird von Max von Kunow in siebter Generation geführt und hat mich wieder einmal auf ganzer Linie überzeugt. Wie üblich konzentrierte ich mich auf die feinherben und edelsüßen Weine, wobei außerdem der ein oder andere Schaumwein noch den Weg ins Glas fand. 23 Weine standen zur Verkostung bereit, mich überzeugten besonders drei der Kabinettweine (Kabinett „S“, Oberemmeler Hütte und vor allem der Scharzhofberger), wobei die Scharzhofberger Spätlese mein absoluter Favorit war. Aber auch die beiden Auslesen wussten sämtlich zu überzeugen. Gleich vier Gastweingüter präsentierten sich bei von Hövel, die ich nicht alle testen konnte. Beim Reichsgraf von Kesselstatt starteten wir mit einem exzellenten PetNat, und auch die Kabinettweine aus den Großen Lagen wussten zu gefallen. Mir neu war das Weingut Sorentberg aus Reil, hier hat mir der Rotschiefer ausgezeichnet geschmeckt.

Der Scharzhofberg ist sicherlich die berühmteste Lage an der Saar und der nächste Stop führte uns dann zum Scharzhof der Bischöflichen Weingüter. Hier konnte man mit Blick auf den Weinberg gemütlich im Garten sitzen und die Weine probieren. Gleich zu Beginn begeisterte uns der DOM Rosé Sekt. Bei den feinherben Weinen zeigte der Scharzhofberger Kabinett seine Klasse mit dem so typischen Spiel aus Frucht und Mineralität. Bei den fruchtsüßen Weinen musste sich in meiner Bewertung der Scharzhofberg aber dem Ayler Kupp Kabinett geschlagen geben, der etwas vielschichtiger und fruchtiger ins Glas kam.

Vom eher traditionellen Scharzhof ging es nur wenige Kilometer weiter in den futuristischen Weintempel von Van Volxem. Eine kleine Porsche-Ausstellung am Eingang gab schon einmal das Ambiente vor und das Publikum war doch ein etwas anderes als bei den anderen Weingütern. Von der Nachmittagssonne verwöhnt konnte man zwar den Blick ins Tal genießen, aber uns verschlug es zur Verkostung erst einmal in den Fasskeller. Hier blieb insbesondere der Rotschiefer Kabinett in Erinnerung, den ich noch sehr gut aus den Vorjahren kenne und der mich wieder mal für sich eingenommen hat. Nur wenige Schritte weiter präsentierte mit Nik Weis einer meiner Lieblingswinzer der Region fünf seiner Weine, vor allem der Bockstein Kabinett hat mir sehr gut gefallen.

Zurück ging es nach Kanzem, unserem Startpunkt mit günstig gelegenem Bahnhof. Johann Peter Mertes hatten wir gar nicht eingeplant, aber da uns der Shuttle hier herausließ, probierten wir natürlich ein paar der Weine. Bocksteiner Kabinett und Saarburger Stirn wussten auf jeden Fall zu gefallen. Die Zeit drängte leider etwas und Cantzheim wollten wir auf jeden Fall noch besuchen. Das Weingut gibt es erst seit fünf Jahren und hat mich von Beginn an begeistert. Und die Weine werden tatsächlich immer besser. Besonders der Jubiläumswein hat mir sehr gut gefallen. Neben den Cantzheim-Weinen gab es aber noch einen interessanten Quervergleich, denn als Gastwinzer wurden mit Joh. Jos. Prüm und Hermann Ludes zwei Weingüter von der Mosel eingeladen. Nach einem Tag mit vielen Saarweinen voller Mineralität war der Unterschied frappierend, die Saar bildet Weine mit ganz besonderem Charakter heraus.

Ein paar Minuten blieben uns noch bis zum Zug, da hat es sich angeboten, noch bei Günter Jauchs Weingut Von Othegraven vorbeizuschauen. Wir lieben diesen Ort mit dem wunderschönen Garten, der an „normalen“ Tagen so herrlich entspannend ist. Bei einem PetNat ließen wir den Tag ausklingen wie wir ihn begonnen hatten und freuen uns schon sehr auf die Auflage 2023.

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